CANAN UZERLI

Interview


7 Fragen 7 Antworten

1. Welche Rolle spielt die MUSIK in deinem Leben?

Musik ist für mich eine essentielle Quelle von Lebensenergie vor allem für die Seele und das Herz. Sie vermag Räume im Inneren zu öffnen und kann tiefe Heilung bewirken, sie schenkt FREUDE und KRAFT sowie TROST und HOFFNUNG.

2. Welche MUSIK liebst du schon immer besonders?

Von Kindheit an aufgewachsen mit klassischer Musik, Jazz, Pop wie auch türkischer Kunst- und Volksmusik habe ich einen weiten Horizont. Besonders inspiriert haben mich Platten von Carol Kidd, Cat Stevens, Zeki Müren, Sezen Aksu, Candan Ercetin, Sertab Erener , Loreena Mc Kennith, Noa und Azam Ali. Ich liebe Schubert Lieder genauso wie portugiesischen Fado von Amalia.

Welche Richtung es auch ist, meine Seele und Herz müssen berührt werden und ich bin immer wieder auf der Suche nach neuen Schätzen und musikalischen Welten.

3. Wurdest du in deiner Kindheit musikalisch gefördert und woher kommt dein Talent?

Seit frühester Kindheit hatte ich das Glück Zuhause Genreübergreifend wunderbare Musik hören zu können. Mein Vater als audiophiler Musikliebhaber hatte eine große Plattensammlung und auch einen ausgezeichneten Musikgeschmack. Da wurden meine Ohren verwöhnt. Musik zu hören wurde bei uns zu Hause zelebriert. So lernte ich im ruhigen und aufmerksamen Hören einer Platte, mich vollkommen in musikalische Welten zu vertiefen und sie in mich aufzunehmen.

Gleichzeitig haben wir mit unseren Eltern sehr viel gemeinsam gesungen. Zudem besuchte ich die Freie Waldorfschule Kassel, wo besonderes Augenmerk auf musikalische und künstlerische Entwicklung gelegt wurde. Ich spielte Geige im Orchester und sang im Chor. Meine Lehrer erkannten mein sängerisches Talent und ich wurde mit der Übernahme von Solo-Parts gefördert. Wenn es so etwas wie Talent-Vererbung gibt, so weiß ich, dass mein Urgroßvater mütterlicherseits Geiger und Geigenbauer war, und auch meine deutsche Großmutter hat ihr Leben lang als sehr guter Sopran im Chor gesungen.

Mein Vater hat auch eine gute Stimme und wurde sogar am Konservatorium in Istanbul angenommen, hat aber die Ausbildung nicht angetreten, weil er zum Studium der Sozialwissenschaften nach Deutschland gegangen ist.
 Insofern gibt es da schon musikalisches Talent in meiner Familie.

4. Was hat Dich an türkischer Musik besonders fasziniert?

Die orientalische Klangweise der türkischen Musik mit ihren so anders aufgebauten Tonleitern und Kommatönen, die reiche Ornamentik des Gesanges und eben der warme Klang dieser schönen Sprache haben mich immer in den Bann gezogen. Die einstimmige Orchestrierung dieser Musik, was man hier als typisch Orientalisch bezeichnen würde, hat mich immer mitgerissen.


Der kraftvolle emotionale Ausdruck und die große Melancholie haben mir aus der Seele gesprochen. Sei es türkische Kunstmusik, Volksmusik oder türkischer Pop, in mir haben sie immer auch ein Gefühl von seelischer Heimat ausgelöst.

5. Wann hast du angefangen selber auf Türkisch zu singen?

Dadurch dass mein Vater mit uns von klein auf Türkisch gesprochen hat und uns auch türkische Kinderlieder beigebracht hat, kam ich früh in Berührung mit der türkischen Sprache und ihrer besonderen Klangfarbe.
In meiner Kindheit sang ich türkische Kinderlieder, die Schuljahre hindurch vor allem Deutsche Chorliteratur, Deutsche Chansons, Keltische Musik, Jazz und Pop. Als ich 2003 nach Hamburg gezogen bin und Türkeiwissenschaften studierte, habe ich parallel einen Saz- Kurs (Saz ist eine türkische Langhalslaute) besucht und dadurch Türkische Volksmusik- Lieder angefangen mir selbst beizubringen.

Ich lernte dann in Hamburg den Regisseur Telat Yurtsever kennen und bekam in einigen seiner Projekte die Möglichkeit, Türkische Kunstlieder zu singen, welche ich mit dem Hamburger Kanun- Spieler Turan Vurgun einstudierte. So fing ich immer mehr an, auf Türkisch zu singen. Auch zur Abschlussprüfung meiner Gesangsausbildung 2008 an der Hamburg School of Music sang ich neben Jazzstandards und einer deutschen Eigenkomposition auch ein Türkisches Lied. Danach ging es für mich 2009 nach Berlin zum Konservatorium für türkische Musik, wo ich mich bei Nuri Karademirli in Türkischem Kunstgesang weiterbildete.

6. Wie würdest du deine Musik beschreiben?

Meine Musik ist vielleicht genau die Mischung meiner Erfahrung zwischen zwei Kulturen, zwei Welten und eben auch zwei vollkommen unterschiedlichen musikalischen Welten.

Meine Melodien sind jetzt nicht so reich ornamentiert wie in der Türkischen Kunstmusik und entstammen auch eher den europäischen Tonleitern, dennoch verziere ich immer wieder gerne meine Melodien auf orientalische Weise. Ich nenne die Musik gerne Welt-Pop, denn die Lieder sind erstens durch unsere Bandzusammenstellung mit Akkordeon, Saz, Gitarre, Perkussion und Bass sehr speziell im Sound, eben Weltmusik-typisch.

Die Kompositionen aber in Pop-Manier mit relativ strukturiertem Aufbau in Strophe, Refrain, Interlude…ich kann das schwer beschreiben; vielleicht findet sich ja noch ein Musikjournalist der unseren Sound in Worte fassen mag…

7. Was hat es mit dem Titel deines Projektes “Die Stimme aus dem Inneren” auf sich?

Auch der Titel ist wie die Idee des Bandprojektes an sich als Vision zu mir gekommen. Ohne dass noch überhaupt Lieder entstanden waren, dachte ich darüber nach, wie mein erstes eigenes türkisches Projekt heißen könnte. Und da waren sie sofort die Worte, denn sie kamen aus meinem Herzen: “Die Stimme aus dem Inneren.”

Ich habe mich im Hinblick auf dieses Oberthema persönlich damit auseinander gesetzt, was denn aus meinem Inneren in Worte und Klang gefasst werden möchte, und so sind innerhalb von zwei Jahren unterschiedlichste Lieder entstanden, die immer Bezug zu diesem Oberthema haben, auf die eine oder andere Weise.